Bolsenasee – das Leben mit der Maus

Petra:

Wir sitzen am Abend zusammen und da höre ich ihn – unseren Untermieter. Thomas glaubt mir nicht und nachdem er schon lange im Bett liegt und ich eigentlich nur kurz nach meinem Handy schauen wollte, höre ich nun ganz deutlich das Rascheln, Knabbern und Trappeln. Zuerst nur in der Luke des Fahrerkabinenbereiches, dann auch rechts über der Tür. Thomas ist nicht wach zu kriegen und mir ist bewusst, dass ich heute nichts mehr machen kann. Ich gehe auch ins Bett und lausche den immer stärker werdenden Geräuschen. An Schlaf ist nicht zu denken. In meinem Kopf reift der Plan, für eine Falle mit einer Wasserflasche. Zwischendurch stehe ich immer wieder auf. Irgendwann bin ich dann doch eingenickt. Bis Thomas mich weckt. Nun hat auch er das ganz deutliche Knabbern über dem Kleiderschrank vernommen. Nun glaubt er mir endlich.

Die Nacht ist vorüber. Ich bin fix und fertig. Wir ziehen uns an und fahren beide mit dem Rad in den Ort. Es ist schön, so früh aufzustehen und alles am Morgen  zu betrachten. Auffallend sind die vielen Jogger, mehr Mädchen/Frauen als Männer. Sie laufen mit ihren Kopfhörern und hören Musik. Die Liegen werden von den Kioskbesitzern herausgeräumt und viele Tretboote liegen am Strand bereit. Der Strand wird bunter und voller. Wir halten unten am kleinen Hafen, stellen die Fahrräder ab und laufen zu Fuß die Einkaufsstrasse entlang. Lange brauchen wir nicht gehen, rechts ist ein Alimentari, links ein Bäcker und eine Konditorei. In der Konditorei kaufen wir Brot – ganz ohne Salz, 2 Baguettebrötchen mit Olivenöl gebacken und 2 recht knusprige Knabberplatten, vergleichbar mit unserem Knäckebrot, aber auf Grund der vielen Kräuter viel leckerer. Ich habe Lust auf was Süßes und wir kaufen noch 2 gezuckerte „Kringel“. Wieder am Wohnmobil angekommen frühstücken wir ausgiebig und ich erzähle Thomas von meiner Idee mit der Falle. Er hat keine bessere Idee, also fange ich nach dem Frühstück mit meiner Konstruktion an.

  1. Hals einer Wasserflasche abschneiden
  2. von einer weiteren Flasche den Boden abteilen und eine Klappe daraus zuschneiden
  3. Flaschenhals der 1. Flasche so vergrößern, dass der abgeschnittene Flaschenhals umgedreht in die 1. Flasche ragt. Davor kommt die kleine Klappe, um der Maus den Rückweg zu verschließen.
  4. Alles wird vernäht.
  5. Vor dem Zusammensetzen wird Brot, Sonnenblumenkerne, geschnittene Mandeln und Käse eingefüllt.
  6. alles zusammen kommt in die Brottüte, die die Maus schon in der Nacht besucht hatte.

Alles kommt in die Ablage über der Fahrerkabine.

– Hoffentlich klappt es –

Am Nachmittag kocht uns Thomas Kaffee, wir essen unseren Kuchen auf und ich liege lange in meiner Hängematte. Zwischendurch immer mal wieder ins Wasser springen – so vergeht unser Urlaubstag. Da wir morgen aufbrechen wollen, beginnt Thomas schon mit dem Aufräumen – Fahrräder verstauen, etc.

Zum Abend essen wir eine Scheibe Gegrilltes, Tomaten mit Mozzarella und Knoblauchbrot. Wir gehen schlafen. Unser Untermieter lässt schon eine ganze Weile von sich hören. Aber in der Falle schien er noch nicht zu sein. Thomas meint, ich soll einfach abwarten. Auch in dieser Nacht schlafe ich nicht gut. Immer wieder stehe ich auf und horche. An der Tüte knabbert er oft. Aber ich höre ihn immer wieder an anderen Orten. Wird wohl nicht klappen 🙁

– Es hat nicht geklappt –

Unser „Freund“ ist in die Falle hinein und wieder heraus spaziert – ganz wie es ihm beliebt. Das heißt, er ist viel kleiner, als ich ihn vermutet hatte. Die Falle muss also viel enger gebaut werden. Thomas erzählt unserem Nachbarn – ein Römer – von unserem Untermieter (Thomas spricht kein italienisch, der Nachbar kein deutsch und auch kein englisch). Aber er versteht unser Problem und nach einigem Wühlen im der Heckgarage seines Wohnmobiles findet er Giftköder, die er uns bereitwillig überlässt. Er reicht uns das Gift in einer Tüte und vermeidet peinlichst jeden Kontakt mit den roten Krümeln. Vermutlich ist es auch für Menschen nicht ganz ungefährlich. Wir bedanken uns, füllen unsere Wasservorräte auf und verlassen den schönen Stellplatz am Bolsenasee.  Ob mit oder ohne Untermieter wissen wir nicht. Aber Thomas geht davon aus, dass er über den Motorraum ins Innere kommt.

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